Kommt
Kommt, reden wir zusammen
wer redet, ist nicht tot,
es züngeln doch die Flammen
schon sehr um unsere Not.
Kommt, sagen wir: die Blauen,
kommt, sagen wir: das Rot,
wir hören, lauschen, schauen
wer redet, ist nicht tot.
Allein in deiner Wüste,
in deinem Gobigraun-
du einsamst, keine Büste,
kein Zwiespruch, keine Fraun,
und schon so nah den Klippen,
du kennst dein schwaches Boot-
kommt, öffnet doch die Lippen,
wer redet, ist nicht tot.
Kommt, reden wir zusammen
wer redet, ist nicht tot,
es züngeln doch die Flammen
schon sehr um unsere Not.
Kommt, sagen wir: die Blauen,
kommt, sagen wir: das Rot,
wir hören, lauschen, schauen
wer redet, ist nicht tot.
Allein in deiner Wüste,
in deinem Gobigraun-
du einsamst, keine Büste,
kein Zwiespruch, keine Fraun,
und schon so nah den Klippen,
du kennst dein schwaches Boot-
kommt, öffnet doch die Lippen,
wer redet, ist nicht tot.
(Gottfried Benn)
Ich erinnere mich, dieses Gedicht schon in Schulzeiten gelesen zu haben. Ich erinnere mich, dass ich damals schon nicht genau wusste, was "das Rot" denn nun tatsächlich ist. Aber ich erinnere mich, dass die einzigen Worte, die ich wirklich wichtig fand, damals die selben waren, wie jene heute.
Und eben an dem heutigen Tag hat ein Dozent von diesen Zeilen gesprochen. Gesagt, wie wichtig es ist, zu sprechen. In Worten formen, was sich in uns verbirgt.
Alles Liebe,
Mimi.
Dieses Gedicht hat mich umgehauen, und ich kannte es vorher nicht, danke dafür. Weißt du, ich sehe hierin etwas anderes. Für mich geht es hier nicht nur um's Reden, um's Kommunizieren. Wie soll ich das in Worte fassen? Ich sehe hier Männer sich verstecken irgendwo, weil Krieg ist. Es ist vielleicht kalt, sie frieren, sie haben keine Hoffnung, keine Ahnung, wie sie da rauskommen, wann die Feinde verschwinden. Deshalb sollen sie reden. Reden bedeutet hier auch, dem anderen durch seine Luft Wärme spenden. Reden bedeutet hier auch, eine Art Motivation, Wollen, Lebenswille verbreiten, allein dadurch, dass man redet. Es sind folgende Wörter, die mir diese Assoziation erlauben:
AntwortenLöschenFlammen, unsere Not, wir hören, lauschen, schauen
wer redet, ist nicht tot. (Wo, wenn nicht im Krieg, muss man ständig überprüfen, ob der Kamerad lebt oder nicht), "Allein in deiner Wüste,
in deinem Gobigraun-
du einsamst, keine Büste,
kein Zwiespruch, keine Fraun,"
Eins der stärksten Indizien für mich. Jetzt muss man natürlich schauen, wann der Dichter gelebt hat, um zu sehen, ob das hier vielleicht doch kein Kriegsszenario ist. Für mich ist es das in jedem Fall. Ich komm' aus dem Bild gar nicht raus.
Alles Liebe ❤
Das Gedicht gefällt mir. Ich verstehe zwar auch nicht, was die Farben bedeuten sollen, aber Worte und Sprache sind meiner Meinung nach das Wichtigste, das die Menschheit hat. Aus ihnen formen wir Bücher, Wissen, Unterhaltung, Heilung, Freude, Trauer, einfach alles, was wir haben. Wenn wir aufhören zu sprechen oder zu schreiben, dann können wir uns schonmal gleich einen Grabstein auswählen (auf den wiederum Worte gemeißelt werden).
AntwortenLöschenDer Link ist gut! :D Ich glaube ich baue meine Bücherberge jetzt auch mal ein. Die Idee sie als Beistelltisch zu benutzen bereitet mir zwar etwas Unwohlsein (Gläser uf meine Babys? Niemals!^^), aber sie als Deko zu verwenden klingt praktisch und sieht schön aus :) Danke schön! :)
Liebe Grüße :)
Ich wollte gerade sagen, mein erster Gedanken an das wichtigste Wort, bzw die wichtigsten Worte sind: reden wir zusammen!
AntwortenLöschenEs ist so wichtig. Wir sollten nie verstummen oder schweigen, nein, doch manchmal tun wir es, wieso, wissen wir selbst nicht. Man sollte alles sofort frei von der Seele reden. Somit kann nichts vergessen werden oder sich ansammeln und irgendwann kommt alles auf einmal, nö, nicht so. Lass uns reden über Wahrheit und Pflicht, über Liebe und Wut und alles, was in dir eben so vorgeht. Das hilft. Immer.
Ja, ich weiß. Ich suche den Weg, der für mich gemacht ist. Abweichungen sind wohl erlaubt. Ich danke dir :) Sehr sogar.
Alles Liebe für dich :)