Sonntag, 29. Januar 2012

Sehen

Meine Iris ist nahe der Pupille ein klein wenig hellbraun und geht rasch über in schönes Olivgrün, und weiter in dunkles Grau, was bei manchem Licht wie Smaragdgrün wirkt. Keine Ahnung, wieso mir erst vor kurzem gesagt wurde, ich hätte blaue Augen. Vielleicht lag es am Licht?

Als ich klein war, habe ich aus unerklärlichen Gründen aufgehört, mit dem rechten Auge zu schauen. Ich hatte es zwar geöffnet, aber das linke Auge hat die Welt in sich aufgenommen. So ist die Sehfähigkeit meines rechten Auges immer schwächer geworden. Angeblich bin ich fast erblindet - aber das glaube ich nicht. Ich musste dann ständig mein linkes Auge abkleben, um das rechte wieder zu trainieren. So konnte es auch wieder etwas zu Kräften kommen. Aber dennoch sieht die Welt rechts für mich verschwommen aus, wie durch Milchglas, nur grobkörniger - pixeliger. Das kann auch seinen Vorteil haben. Wenn mein Freund mich mal wieder ausgetrickst hat, und wir "versehentlich" einen grauslichen Horrorfilm schauen und ich keine Kontaktlinse trage - dann mach ich bei den schlimmen Szenen das linke Auge zu. Aber mein rechtes Auge will immer noch nichts sehen. Ich ertappe mich dabei, dass mein rechtes Auge immernoch für beide sieht - auch wenn ich rechts eine Kontaktlinse trage und links nicht, und somit rechts schärfer sehen würde. 

Es ist schwer abnorme Gewohnheiten abzulegen, wenn sie einen schon jahrelang begleitet haben und man sie für völlig normal hielt. Auch wenn man weiß, dass es nur zum eigenen Vorteil wäre. Es passiert. Von selbst. Man muss sich immer wieder bewusst machen, was man falsch macht. Sich sagen, wie es richtig wäre. Es ausprobieren. Sich konzentrieren. Durchhalten. Und trotzdem passiert es immer wieder...

Was will ich nicht sehen?

Die rechte Körperhälfte steht für das Männliche. Symbolisiert somit Verstand und Logik. Aber das wäre zu einfach. Yin und Yang sind im Fluss. Ebenso sollten es auch die männlichen und weiblichen Anteile sein, was uns übrigens auch zu C.G. Jung und den Archetypen - Anima und Animus - führt. Verglichen mit Yin und Yang bedeutet das, dass nach einer Hochphase von Yang ein Absinken folgt und Yin ansteigt. Ausgeglichenheit. Gleichklang. Einssein.

Ich scheue mich davor, meinem Verstand mehr Wert beizumessen, als meinem Herzen. Ich folge nicht der Logik. Ich folge dem Gefühl. Ich analysiere, und werde doch weich. Ich putze das Fenster und hauche es doch immer wieder an, so dass es anläuft.

Doch wie soll man Herz und Verstand dazu bringen, Hand in Hand zu gehen?

Alles Liebe,
Mimi.

2 Kommentare:

  1. Ach Mimi, das ist ein wundervoller Post. Ehrlich. Ich weiß gar nicht, was mir am Besten gefällt. Wie du dich beschreibst, deine Augen, deine Gewohnheiten oder deine Schlussfolgerung, dass du den Verstand nicht über dein Herz lassen willst. Alles ist schön hier.

    Ich bin ja der Meinung, ohne Verstand könnte das Herz sich nicht entfalten und ohne Herz könnte der Verstand keine richtigen Entscheidungen treffen, weil er keine Angst vor Schmerz und negativen Konsequenzen hätte. Ich glaube, dass Herz und Kopf sehr eng zusammenarbeiten, nur manchmal, wenn sich die Motivationen widersprechen, gewichten wir diesen Unterschied so hoch, dass wir meinen, die zwei haben ja gar nichts miteinander zu tun.

    Alles Liebe … ❤

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  2. Unhöflich auf gar keinen Fall! Da brauchst du dir keine Sorgen zu machen ;) Und verständlich auch^^
    In manchen Situationen stimmt das auch. Wenn ich jemanden sehe, der rauchend und mit Basecap und Baggyjeans auf die Straße rotzt, weiß ich schon, dass ich mit dem nichts gemein habe und ich ihn auch nicht näher kennen lernen möchte. Aber ich will offener sein für anderes. Und ich denke auch nicht, dass das was du da sagst wirkliches Schubladendenken ist. Ich würde das eher als gesunden Slebstschutz bezeichnen :)
    Liebe Grüße :)

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