Montag, 26. Dezember 2011

Natürliche Idylle

Da sich vor einigen Tagen auch dieses Türchen bei Venus scribet geöffnet hat, kann ich nun auch meinen 2ten Beitrag hier veröffentlichen:



Schneeflocken beginnen aus allen Wolken zu fallen
Sie segeln durch die Wellen des Windes
Tanzen und wirbeln, jagen und schleichen
Versuchen nahe des Bodens umzukehren
Geben doch auf und legen sich sachte auf die Erde

Wo eben noch ein frischer Schuhabdruck war
Ist nun eine dicke, weiße Decke
Verborgen jede Erinnerung an den stillen Besucher
Der noch vor wenigen Minuten hier gestanden war
Und das Kunstwerk der Natur genoss

Lange war er ruhig verharrt
Seine Tränen drohten auf seinen Wangen zu frieren
Seine Zähne klapperten – doch nicht vor Kälte
Ein Schluchzen unterdrückte er gekonnt, geübt
Wollte er doch die Stille nicht unterbrechen

Er sog die kalte Luft tief ein
Sie brannte in seiner Nase, in seinem Kopf
Doch er nahm es kaum wahr
Er blickte auf den See, der vor ihm lag
Friedlich und stark sah er aus
Als könnte er einen Bären tragen

Er setzte einen Fuß vor den anderen
Verfolgte seine Schritte mit seinem Blick
Langsam, zögerlich schlich er voran
Seine Zehen waren starr vor Kälte

Am Ziel angelangt hob er vorsichtig den Kopf
Ja, hier wollte er sein
Er blickte gen Himmel und sah sie endlich vor sich
Inmitten aller Schneeflocken tanzte sie mit dem Wind
Mit der Liebe, dem Leben und dem Tod



Alles Liebe,
Mimi.

Dienstag, 20. Dezember 2011

Spuren im Schnee

tap tap tap tap
wir spazieren im schnee
stampf stampf
die spuren sind nicht sehr tief
trippel trippel trippel
die sonne, sie sinkt
husch husch
schnell wie der wind
jetzt aber zack zack
zurück geschwind

wir kehren gewiss wieder
und wir werden unsere spuren vertiefen
denn unser leben soll nich spurlos enden
wir wollen spuren hinterlassen
seien es auch nur welche im schnee
seien es auch solche, die unter neuen schneeschichten verschwinden
sie werden sein.
unsere spuren.


Alles Liebe,
Mimi.

Kinderzeit

Ich wünsche mir zum Heiligen Christ



Ich wünsche mir zum Heiligen Christ
  einen Kopf, der keine Vokabeln vergisst, 
einen Fußball, der keine Scheibe zerschmeißt - 
und eine Hose, die nie zerreißt.

Ich wünsche mir zum Heiligen Christ 
eine Oma, die nie ihre Brille vermisst, 
einen Nachbarn, den unser Spielen nicht stört - 
und einen Wecker, den niemand hört.

Ich wünsche mir zum Heiligen Christ
  eine Schule, die immer geschlossen ist, 
eine Mutter, die keine Fragen stellt - 
und einen Freund, der die Klappe hält.

Doch weil ich das alles nicht kriegen kann,
  überlass ich die Sache dem Weihnachtsmann.

(Erika Wildgrube-Ulrici)



Auch dieses Gedicht gehörte einst zu  meinen liebsten Weihnachtsgedichten.

Alles Liebe,
Mimi.

Montag, 12. Dezember 2011

Die Frage

Sagte der Mönch: "Woher kommen diese Berge und Flüsse und die Erde und die Sterne?"
Sagte der Meister: "Woher kommt deine Frage?"

Blicke in dich!

(aus dem Buch "Warum der Vogel singt - Weisheitsgeschichten" von Anthony de Mello)


Weil wir die Antworten immer in uns finden. Wenn wir ehrlich zu uns sind. Traust du dich? Dann blicke in dich.

Alles Liebe,
Mimi.

Montag, 5. Dezember 2011

Eine Reise in die Vergangenheit

Nun, da sich das Türchen bei Venus scribet geöffnet hat, kann und will ich hier meine erste Kurzgeschichte veröffentlichen, abgesehen von jenen, die zu Schulzeiten geschrieben werden mussten. Ich fand das Schreiben sehr befreiend, es hat Spaß gemacht. Ich denke, ich sollte öfters mal eine Kurzgeschichte schreiben.

Eine Reise in die Vergangenheit - als Wünsche noch wahr wurden

Sie hält an.
Der Einkaufswagen vor ihr ist noch fast leer. Sie wirft einen Blick auf ihre Liste. Milch, Eier, Wein und Fisch – oder doch Hühnchen. Milch und Eier hat sie schon. „Karl hätte Fisch gewollt.“, fährt es ihr durch den Kopf. Sie beschließt, keinen tiefgekühlten zu nehmen. Sie wird später noch zu dem kleinen Fischladen fahren und frischen Lachs kaufen. Den mochte er am liebsten.
Sie schiebt ihren Wagen weiter in die Reihe mit den Süßwaren. Statt einer Tafel nimmt sie drei. Die wird sie brauchen. Dasselbe Gefühl der Notwendigkeit überkommt sie, als sie sich für Grünen Veltliner entschieden hat. Also nimmt sie auch davon eine zweite Flasche.
Als sie durch den Schnee zu ihrem Auto stampft, fällt ihr Blick auf eine Frau mit zwei kleinen Kindern, die fröhlich um die Frau herumspringen und sich gegenseitig mit Schneebällen bewerfen. Sie empfindet Wehmut und Sehnsucht. So etwas wird sie wohl nie erleben. Oder doch? Nein, wie könnte sie.
Auf dem Heimweg stellt sie sich vor, wie es wäre, wenn Karl noch bei ihr wäre. Ob sie denn auch Kinder bekommen hätten? Ein entzückendes Mädchen mit zwei kleinen Zöpfchen hatte er sich gewünscht. Aber sie wollte noch nicht. Sie wollte Karriere machen. Naja, zumindest ein bisschen. Nicht immer nur die sein, die den Kaffee bringt und Kopien macht. Sie hatte viel mehr drauf. Und das wollte sie beweisen. Damals. Heute macht sie gerne Kaffee. Da kann sie sich wenigstens in ihren Erinnerungen verlieren.
Und wieder stellt sie sich vor, wie sie mit Karl unter einem prächtigen Christbaum kniet und sie beide ihr kleines Mädchen mit den Zöpfen umarmen, während ihr alter CD-Player die Töne von „All I want for Christmas“ ausspuckt. Sie liebt diesen Song. Damals, als sie ihr erstes gemeinsames Weihnachtsfest in einer Karaoke-Bar verbracht hatten, hatten sie diesen Song im Duett gegrölt. Absurd, wie sie heute fand. Karl hatte seine Eltern nie kennen gelernt. Sie hatte sich mit ihrem Vater gestritten und sich so geweigert, Weihnachten mit ihrer Familie zu verbringen. Die Karaoke-Bar war an jenem Abend der einzig richtige Ort gewesen. Es war laut und lustig – und es gab reichlich zu Trinken. Anstatt zu Hause über einander herzufallen, musste Karl sie in die Wohnung tragen. Am nächsten Tag weckte er sie mit einem Kuss. Sie erinnert sich genau, wie elend sie sich fühlte. Und dennoch liebt sie diese Erinnerung. Diese Erinnerung ist einer ihrer kostbarsten Schätze. Ihr Karl war so zärtlich und liebevoll gewesen. Sie war wunschlos glücklich.

Sie hält an.
Glücklicherweise war eine Abfahrt zu einer Raststätte aufgetaucht, kurz nachdem sie ihr Handy piepsen gehört hatte. Der Scheibenwischer streift scheinbar endlos die dicken Schneeflocken zur Seite. Ach, hätt er doch damals auch angehalten. Sie dreht den Radio leiser und hört gerade noch, wie Mariah Carey zu singen beginnt. Nun steht sie also auf dem Parkplatz und kramt nach ihrem Handy. Ihr Schwager hat eine SMS geschickt. Es ist soweit! Aufgeregt wählt sie seine Nummer.
„Ein Mädchen, es ist ein Mädchen!“ Sofort macht sie sich auf den Weg. Eine Prinzessin! Sie hatte es geahnt. Ihre Schwester wollte sich ja überraschen lassen, aber sie hatte es immer gespürt. Vor dem Haus ihrer Schwester steht schon der Wagen ihres Vaters. Eine dünne Schicht von Schnee hat sich auf das Dach des Autos gelegt. Sie freut sich darauf, ihre Eltern zu sehen, der Streit ist schließlich aus dem Weg geräumt worden.
Als sie ins Wohnzimmer kommt, sieht sie nur strahlende Gesichter. Sie lassen sie durch zu ihrem Schwager, der die Kleine auf dem Arm hält. Ihre Schwester ist nicht im Raum. Die Hausgeburt hat sie erschöpft.
Plötzlich zwinkerte sie dieses kleine Wesen aus seinen verschlafenen Augen an. Sie ist wunderschön. „Wir nennen sie Caroline.“, unterbricht ihr Schwager die Stille, schenkt ihr einen mitfühlenden Blick und reicht ihr die Prinzessin. Ihr dankbares Lächeln gilt nicht nur ihrem Schwager. Ein Gefühl der Glückseligkeit überkommt sie, als sie den kleinen Körper in ihren Händen hält. Der Name hallt in ihren Gedanken nach. Caroline… Caroline öffnet ihr winziges Mündchen und gähnt. Sie ist das Schönste, was sie je gesehen hat. Karl hätte sie geliebt.

Sie hält an.
Seit einer gefühlten Ewigkeit zappt sie nun schon durch die Kanäle des Krankenhausfernsehers. Bloß Weihnachtsschnulzen. Sie zappt weiter. Den Fernseher auszuschalten wagt sie nicht. Sie fürchtet sich vor der Einsamkeit, die sie dann heimsuchen würde. „Mein einziger Weihnachtswunsch…“, setzt sie an.
Sie hat ihn verloren. Der Mensch, der sie verstand, wie kein anderer, ist nicht mehr bei ihr. „Karl..“, haucht sie, bevor sie ihr Gesicht schluchzend in ihrem Kopfkissen vergräbt.
Als ihre Eltern den Kopf zur Tür reinstecken, ist sie eingeschlafen. Ihre Mutter streicht ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Ihr Vater hält ihre Hand. Blinzelnd öffnet sie die Augen. Sie lächelt schwach, bevor sie die Lider wieder senkt und weiterschläft.

Sie hält an.
Unter ihren Füßen knirscht der Schnee. Eine sternklare Nacht. Sie will sie genießen. Sie blickt gen Himmel und sucht nach Sternbildern – obwohl sie nach wie vor keine Ahnung davon hat. Er hat schon so oft versucht, ihr die Sterne näher zu bringen. Immer wieder vergisst sie, was er ihr dazu erzählt. Ihr ist das nur recht, denn so hat sie einen Grund, ihn immer wieder zu Abendspaziergängen zu überreden, sei es auch och so kalt.
„Zeig sie mir nochmal!“, bittet sie ihn und folgt mit ihrem Blick dem Rauch, der ihre Worte in die Luft malt. Doch als er zu erklären beginnt, hört sie nicht, was er sagt. Nein, sie lauscht nur dem Klang seiner Stimme. Sie ist so weich und klar. Für einen Augenblick schließt sie die Augen und lässt sich von der melodischen Sprechweise berauschen. Sie schlägt die Augen wieder auf und folgt seinen Fingern, die ihr die Richtung weisen, in welcher sich der Große und der Kleine Wagen befinden.
„Wunderschön.“, seufzt sie, und meint damit das Lächeln, dass er stets im Gesicht trägt, wenn er von den Sternen spricht. Er begreift und blickt sie an.
„Ich liebe dich.“, flüstert sie zaghaft und nimmt seine eiskalte Hand. Sanft drückt er die ihre, zieht sie zu sich und küsst sie auf die Stirn. „Und ich dich, mein Engel.“, erklingt seine schönste Melodie. „Und ich dich.“
Dann gehen sie weiter. Ihr einziger Weihnachtswunsch ist wahr geworden.


...zwischen den Zeilen lesen..

Alles Liebe,
Mimi.

Samstag, 3. Dezember 2011

Wer redet

Kommt

Kommt, reden wir zusammen
wer redet, ist nicht tot,
es züngeln doch die Flammen
schon sehr um unsere Not.
Kommt, sagen wir: die Blauen,
kommt, sagen wir: das Rot,
wir hören, lauschen, schauen
wer redet, ist nicht tot.
Allein in deiner Wüste,
in deinem Gobigraun-
du einsamst, keine Büste,
kein Zwiespruch, keine Fraun,
und schon so nah den Klippen,
du kennst dein schwaches Boot-
kommt, öffnet doch die Lippen,
wer redet, ist nicht tot.

(Gottfried Benn)



Ich erinnere mich, dieses Gedicht schon in Schulzeiten gelesen zu haben. Ich erinnere mich, dass ich damals schon nicht genau wusste, was "das Rot" denn nun tatsächlich ist. Aber ich erinnere mich, dass die einzigen Worte, die ich wirklich wichtig fand, damals die selben waren, wie jene heute.

Und eben an dem heutigen Tag hat ein Dozent von diesen Zeilen gesprochen. Gesagt, wie wichtig es ist, zu sprechen. In Worten formen, was sich in uns verbirgt.

Alles Liebe,
Mimi.

Mittwoch, 16. November 2011

Selbstkritik

Die Selbstkritik hat viel für sich.
Gesetzt den Fall, ich tadle mich:
So hab ich erstens den Gewinn,
Daß ich so hübsch bescheiden bin;
Zum zweiten denken sich die Leut,
Der Mann ist lauter Redlichkeit;
Auch schnapp ich drittens diesen Bissen
Vorweg den andern Kritiküssen;
Und viertens hoff ich außerdem
Auf Widerspruch, der mir genehm.
So kommt es denn zuletzt heraus,
Daß ich ein ganz famoses Haus.

(Wilhelm Busch)
Gut, nicht?

Alles Liebe,
Mimi.

Dienstag, 15. November 2011

Vogelhochzeit

Meine kleine Cousine - 's Spotzal - ist nun eine verheiratete Frau!

Wusstet ihr, was genau die Bedeutung einer Hochzeitskerze ist? Ich nicht. Dabei ist die Idee so schön und weise.

Das Ergebnis einer Bastelstunde mit meiner Mutti.



Die Hochzeitskerze flüstert Euch dies ins Ohr:
Ich habe es gesehen, meine kleine Flamme war dabei
als ihr die Hände ineinander gelegt und Euer Herz verschenkt habt.

Ich bin mehr als bloß eine Kerze. Ich bin ein stummer Zeuge im
Haus Eurer Liebe und wohne weiter bei euch. An Tagen, da die Sonne
scheint, braucht ihr mich nicht anzuzünden. Aber wenn Ihr vor
Freude außer Euch seid, wenn ein Kind unterwegs ist oder ein anderer
schöner Stern am Horizont Eures Lebens erscheint, dann zündet mich an.

Zündet mich an, wenn es dunkel wird, wenn in
euer Leben Sturm einbricht. Wenn der erste Streit
da ist, wenn ihr lautlos unter etwas leidet,
dann zündet mich an.

Zündet mich an, wenn der erste Schritt getan werden muss, aber ihr
wisst nicht wie, wenn eine Aussprache notwendig wird, aber Ihr
findet keine Worte, wenn Ihr euch umarmen möchtet,
aber die Arme sind wie gelähmt, dann zündet mich an.

Mein kleines Licht ist für euch ein deutliches Zeichen.
Es spricht seine eigene Sprache, die jeder versteht.
Ich bin eure Hochzeitskerze. Ich habe euch gern. Lasst
mich brennen, solange es nötig ist, bis ihr mich dann gemeinsam,
Wange an Wange ausblasen könnt.
Dann sage ich dankbar: Bis zum nächsten Mal! 

Alles Liebe,
Mimi.

Freitag, 4. November 2011

Es war einmal...

Einst fielen die Sterne vom Himmel.
Bis der Himmel kahl wurde.
Ein Mädchen sammelte sie alle ein.
Sie warf sie wieder zurück.
Seither bleiben sie am Himmelszelt stehen.
Kaum jemand vermag sie herunter zu fischen.
Doch du hast es mir versprochen.
Hast gesagt:
"Ich hole dir die Sterne vom Himmel."
Ich warte darauf.
Irgendwann wird es dir gelingen.
Denn ich weiß, du wirst alles dafür geben.
Und eines Tages, wenn wir nicht darauf achten,
wird dein Herz so mächtig sein,
einen Stern anzulocken.
Und er wird fallen.
Mir auf den Kopf knallen.
Und ich werde schwach in deine Arme sinken.
Den Blick verträumt auf dich lenken.
In deinen Augen eintauchen.
Mit deiner Seele um die Wette schwimmen.
Und Hand in Hand nach Hause gehen.
Mit dir.
Denn wo du bist,
wird zuhause sein.


Alles Liebe,
Mimi.

Samstag, 22. Oktober 2011

Teufelswerk

Seine Augen wild und schwarz wie die Nacht
Ein Tor zur Seele?
Der Teufel lacht

Seine Lippen heiß, weich und feucht
Für die Liebe gemacht?
Der Teufel lacht

Verführende Küsse
Mal stürmisch, mal sacht
Und der Teufel, er lacht

Sie fällt in seine Arme
Er übernimmt die Macht
Wieder ist es der Teufel, der lacht

Wirre Gedanken, Leidenschaftssturm
Es blizt, es donnert und kracht
Plötzlich hört sie ihn - hört, wie der Teufel lacht

Ein hähmisches Lachen
Aus tiefster Kehle
Ihr gegenüber, der Mann ohne Seele

Sie stürzt, sie bricht
Es blitzt, es kracht
Einzig und allein der Teufel lacht
Und lacht


(Inspiration für das Gedicht war Das Kabinett des Dr. Parnassus - ein grenzgenialer Film)

Alles Liebe,
Mimi.

(Umso öfter ich es lese, desto weniger gefällt es mir. Dieses "der Teufel lacht" nervt mich irgendwie. Außer am Schluss...)

Mittwoch, 5. Oktober 2011

Träume

Wer niemals träumt,
verschläft sein schönstes Leben.

(Friedrich Rückert)


Was für eine schöne Herbstrose, nicht wahr? Rosen sind wirklich traumhaft... Einzig ihre Dornen können dich wieder hellwach machen - aber davon weiß Amor in der Rosenknospe mehr zu erzählen :)

Alles Liebe,
Mimi.

Dienstag, 4. Oktober 2011

Tanzend

Der, der aus der Reihe tanzt,
hört eine andere Melodie,
folgt einem anderen Rhythmus.



(So ähnlich lautete heute ein Zitat in einer Vorlesung, leider hab ich den genauen Wortlaut nicht herausfinden können und hab nun meine eigene Formulierung gewählt.)

Alles Liebe,
Mimi.

Amor in einer Rosenknospe

Frau Venus wollte neulich
Ihr loses Söhnchen schlagen:
Da ist er ihr entlaufen
Und hat sich still gekauert
In eine Rosenknospe.
Kommt, ruft er, kommt, ihr Mädchen,
Und pflückt euch eine Rose!
Und Eine, selbst ein Röschen,
Brach sich die Blum' und steckte
Sie an den kleinen Busen.
Das ist ihr schlecht bekommen!
Denn Amor, ohne Bogen
Und Pfeile, rupft ein Dörnchen
Sich von dem Rosenstiele,
Und sticht damit die Arme,
Dass sie es viele Sommer
Noch wird im Busen fühlen.
 
(Wilhelm Müller)


Ist dieses Gedicht nicht zuckersüß? :) So ein kleiner Schlingel! Versteckt er sich einfach in einer Rosenknospe, schnappt sich einen Dorn und pickst die holde Maid! Eine ganz neue Taktik. Wer weiß, das nächste Mal sitzt er auf einem Nadelkissen, und ehe er man sich versieht, hat er einen erwischt!

Alles Liebe,
Mimi.

Freitag, 30. September 2011

Immer neue Küsse gib

Küss mich auf den Mund, mein Lieb,
Immer neue Küsse gib.
Welkt am Weinstock Blatt um Blatt,
Man den Most im Keller hat.
Ach, das Leben ist versüßt
Dem, der sich durchs Leben küsst.
Wer verkennt des Jahres Zweck,
Dem nur schenkt der Herbst den Dreck.
Liebste, drück mir auf den Mund
Küsse wie die Blätter bunt,
Küsse wie der junge Most,
Und berauscht leb' ich getrost.

(Max Dauthendey)

Ein etwas anderes Herbst-Gedicht.

Alles Liebe,
Mimi.

Samstag, 24. September 2011

Unbemerkt

Windstill
und dennoch
leise, ganz leise
fällt das erste Blatt zu Boden

Es fliegt,
gleitet in der Luft,
es dreht sich
wie ein Karusell

Dann liegt es still

Unbemerkt

Ein zweites
macht sich auf den Weg,
sich zu ihm zu gesellen

Und dann
ein drittes, viertes, ...

Ein Sturm bricht an
Es bläst der Wind
und reißt die Blätter
alle
von den Ästen

Erst
als der Baum
kahl und leer
umringt
von einem Blättermeer
am dürren Felde steht
da wird es ruhig und friedlich

Dem Wind ist die Puste ausgegangen
er ist still geworden
das bunte Treiben gönnt sich eine Pause
bis der Wind 
wieder zu Kräften kommen konnte

Und flink, ganz flink
sucht sich ein Igel
Unterschlupf

Unter dem kahlen Baum
am dürren Feld
in dem bunten Blättermeer

Unbemerkt.






Mit diesem Gedicht möchte ich an dem Gewinnspiel von Venus Scribet teilnehmen. Ich finde die Idee, der Teilnahmebedingung (Gedicht, Geschichte oder Bild zum Thema Herbstliebe) sehr schön :) Und es war ein guter Grund, sich mit schönen Gedanken zu befassen. 

Was haltet ihr von der Idee, wenn ihr mir wöchentlich ein Thema vorgebt, zu dem ich schreiben könnte? Ich kann zwar nicht versprechen, dass es klappt, aber ich würde es gerne mal versuchen. Würdet ihr mitmachen, indem ihr mir Themen liefert?

Alles Liebe,
Mimi.

Sonntag, 18. September 2011

Gott, gib mir!

Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.


Es gibt Tage, an denen man der Verzweiflung nahe ist. Tage, an denen der Glaube eine Stütze sein kann. Doch auch für jene, die nicht glauben, sind diese Worte zweifellos sinnstiftend. Gelassenheit - wenn es nicht anders geht. Mut - wenn man wüsste, was zu tun ist. Weisheit - wenn man sich bei der Einordnung unsicher ist.

Unruhe und Ungeduld. Der erfolglose und ewige Versuch, zu ändern, was sich nicht ändern lässt. Die Verzweiflung, die einen erfasst, wenn man hinnehmen muss, was sich nicht aushalten lässt.

Mutlosigkeit. Es klingt so schwach, sich als mutlos zu bezeichnen. Man belügt sich selbst, und macht sich vor, dass es keinen anderen Ausweg gibt. Man wendet sich der angeblichen Gelassenheit hin, gibt sich stark: "Seht her, ich ergebe mich!".  Doch in Wahrheit ist es einfach nur Schwäche.

Weisheit. Ehrlichkeit. Sich selbst gegenüber. Sich eingestehen, dass es sich nicht ändern lässt. Oder: Sich aufraffen und kampfbereit machen. Gelassenheit, oder Mut. Auf jeden Fall Weisheit.

Gott gebe uns, was uns fehlt.

Alles Liebe,
Mimi.

Montag, 5. September 2011

Das Nest des Windes

Du musst doch nur die Hand ausstrecken
dich nach dem Leben recken
die Luft auf der Zunge schmecken

Der Wind hält dich fest
wenn du dich fallen lässt
bettet er dich in sein Nest

Du wirst dich fühlen
als könntest du fliegen
und die ganze Welt besiegen

Lass Zeit vergehen,
Gedanken entstehen
und du wirst die Freiheit sehen


Alles Liebe,
Mimi.

Dienstag, 30. August 2011

In den Raum gefragt

Verständnis ist Mangelware
heutzutage,
so scheint es,
ist nun das Gegenteil -
das Missverständnis -
stark vertreten,
vorherrschend,
doch kaum betreten,
verlegen
sind jene,
denen es an Verständnis mangelt,
jedoch beschämend
verhalten sie sich gegenüber
den Missverstandenen,
ohne zu fragen,
wieso, weshalb, warum
sie missverstanden wurden -
und überhaupt:
Wo bleibt denn der Verstand?

Ich schäme mich beinahe für all die kopflosen Geister der Zeit, die ohne zu überlegen, ichbezogen durch die Welt wandeln,das Herz verschlossen vor anderen Gefühlen, den Blick gesenkt vor fremden Ängsten und ohne Frage nach der Herkunft unbekannter Wut. Ich, ich, ich.

Was du sagst, trifft mich. Was du tust, verletzt mich. Ich, ich, ich. Wieso, weshalb, warum du das sagst und tust, interessiert mich, mich, mich nicht.

Du kämpfst? Du bist verzweifelt? Du willst in die Welt hinausbrüllen um endlich gehört zu werden? Dann tu das bitte, ohne mich zu stören.

Du sprichst anders als ich. Das stört mich. Dein Humor ist so witzlos. Das stört mich. Dein Intellekt lässt zu Wünschen übrig. Das stört mich. Dein Erfolg ist nicht genug - für mich. Das stört mich. Du bist ein Streber. Das stört mich. Du siehst anders aus als ich - zu dick, zu dünn, zu schwarz, zu weiß, zu brav, zu wild. Das stört mich.

Und ich? Ich bin perfekt. Bin ich das? Oder nicht? Ich frage mich lieber nicht danach. Ich bin's einfach.

---

Doch in Wahrheit bin ich gar nicht anders. Denn all die zweifellosen Gesichter, die keine Fragen stellen, tja die, die stören mich.

Diese Leere, diese Anteilnahmslosigkeit, dieses Desinteresse an unseren Mitmenschen - Fremde, Kollegen, Großeltern, Enkel, Eltern und sogar die eigenen Kinder (!) - ja, dieses Unverständins und diese Verschlossenheit vor allem, was man nicht versteht, das regt mich auf.

Alles Liebe,
Mimi.

Und: Ich will keine Heuchlerin sein. Ich verstehe auch nicht alles. Ich bin auch nicht offen für alles. Es gibt viel zu viele Themen, wo sich bei mir der Spaß aufhört, worauf auch ich zugeknöpft reagiere. Nur so am Rande...

Montag, 22. August 2011

Hingabe

Ich ließ dich spielen
auf dem Instrument
meiner Gefühle

und wurde eins
mit der Musik,
die daraus entstand.


(Aus "Nur Du" von Hans Kruppa.)


Alles Liebe,
Mimi.

Mittwoch, 17. August 2011

Fräuleins!

Meine Lieben, meine herzallerliebsten Fräuleins,


glaubt ja nicht, dass ich euch nicht kenne! Ich weiß, wer ihr seid. Ihr seid Indianer und Prinzessinnen, Helden und Traumtänzerinnen! Ihr seid Töchter, Mütter, Freundinnen, Geliebte. Ihr seid tapfer und stark, anmutig und schön, mutig und klug, verträumt und verspielt. Und ihr lacht so wunderschön! Und wenn ihr tanzt, euch ganz schnell im Kreis dreht, dann seht ihr Sterne vor den Augen und vergesst für einen Augenblick die ganze Welt.

Aber manchmal vergesst ihr, wie stark und klug ihr sein könnt. Manchmal vergesst ihr, zu lachen.

Denn manchmal ist da jemand, der euch ein Bein stellt, oder euch gar umstößt, sodass ihr hinfallt und euer Knie blutet. Die Indianer unter euch begnügen sich damit, dass sie etwas Spucke drauftun, die Prinzessinnen dürfen sich ein Pflaster gönnen. Aber dann steht ihr wieder auf und geht weiter! Auch wenn ihr anfangs etwas humpelt, egalt, hauptsache weg von der Unfallstelle. Denn wenn ihr erstmal ein Stück weg seid, dann könnt ihr sicherlich wieder lachen. Bloß nicht stehenbleiben oder gar liegenbleiben!

Denn ihr habt soviel, was euch glücklich machen kann. Was DICH glücklich macht - wenn du nur mal eben die Gewitterwolke über deinem Kopf wegpustest. Denn hast du dir nicht gerade erst ein wunderschönes Kleid gekauft, in dem du - und Eigenlob ist erwünscht! - einfach fantastisch aussiehst? Und hast du nicht die allerbeste Freundin überhaupt? Und hast du nicht erst vor kurzem - unerwartet oder erwartet - grandiosen Erfolg in der Schule gehabt bzw. deinen Uniabschluss mal ebenso gemeistert - und gleich darauf einen tollen Job ergattert? ... gibt es nicht so vieles, und noch viel mehr, was dich zum Lächeln bringen könnte?

Dann los, puste die Gewitterwolke weg. Jetzt sofort. Ja, tu es - puste einfach mal in die Luft!!

Und dann, gleich danach, sofort!! schnappst du dir den ersten Song, der dir einfällt, drehst ihn laut auf und tanzt jetzt einfach los! Keine Ausreden! Jeder hat das schon mal gemacht. Einfach lostanzen! Und dreh dich, bis du Sterne siehst! Und lach einfach laut los!

Das wünsch ich mir von dir.


Alles Liebe,
Mimi.

PS: Ich mein es ernst - ich wünsch mir das wirklich!!! Hast du's getan??

Montag, 15. August 2011

Wenn...

Wenn du dort bist
und ich da bin,
dann ist alles gut.

Doch wenn ich dort bin, wo du bist,
oder du da bist, wo ich bin,
dann verliere ich mich -

in dir.


Alles Liebe,
Mimi.

Montag, 1. August 2011

Lebensinhalt

Erst alles:
rabenschwarz

Dann alles:
knallbunt

Dazwischen:
die Liebe

(Ralf Ahl)

(Das Bild ist bei der Hochzeit entstanden, bei der wir letztens waren.)

Alles Liebe,
Mimi.

Mittwoch, 27. Juli 2011

Schneesturm

Mitten im Sommer
Schneestürme
Im Herzen
Weil du mir fehlst
Wenn du nicht da bist.

(Bild von hier.)


Alles Liebe,
Mimi.

Dienstag, 26. Juli 2011

Zu zweit

Ideales Zusammensein

Nähe ohne Beengung
Geben ohne Erwartung
Zärtlichkeit ohne Absicht
Spiel ohne Kampf
Vertrautheit ohne Ansprüche
Liebe ohne Forderungen
Zauber ohne Ende

(Ein weiteres Gedicht aus dem Büchlein "Nur Du" von Hans Kruppa.)

Alles Liebe,
Mimi.

Montag, 25. Juli 2011

Man muss die Toten nicht kennen

Man muss die Toten nicht kennen,
um um sie zu trauern.

Wir haben uns nicht gekannt. Obwohl wir doch eigentlich Blutsverwandte sind. Obwohl es doch eigentlich naheliegend gewesen wäre, dass er sich für meine Familie interessiert. Aber nein, wir kannten uns nicht.
Und jetzt lacht er mich vom Parte-Zettel aus an, gesund und agil. Er lächelt von diesem Stück Papier, als wollte er mir etwas sagen. Mir ganz persönlich. Doch ich kann mich nicht erinnern, wann er zuletzt, ein Wort an mich richtete. Ob er es überhaupt tat. Auf einen Toten wütend sein? Wozu?

Hat er mich allein gelassen? Hat ermich im Stich gelassen? Kann man jemanden im Stich lassen, mit dem man nichts zu tun hatte? Hat er mich verlassen? Obwohl er nie bei mir war?

Man muss die Toten nicht kennen,
um um sie zu trauern.

Ich bin nicht allein. Auch nicht im Stich gelassen worden. Aber verlassen hat er mich. Denn mit ihm ist auch die Möglichkeit gegangen, dass wir uns doch noch kennen lernen könnten. 

Man muss die Toten nicht kennen,
um um sie zu trauern.


~°~°~°~°~°~°~°~°~°~°~°~°~°~°~

Außerdem gedenke ich den norwegischen Opfern. Wie kann jemand so grausam sein und unschuldigen Kindern das Leben rauben? Arme Seelen, die ihr Leben noch vor sich hatten.

~°~°~°~°~°~°~°~°~°~°~°~°~°~°~

Der Geist des Todes ist der Meister der Tragödie.
Er schreibt Szene um Szene,
Stück um Stück.
In grandioser Grausamkeit diktiert er
seinem Handlanger sein nächstes Opfer.
Und der Mann mit der Sense schlägt gnadenlos zu,
führt seinen Auftrag widerstandslos aus,
holt Seele um Seele.
Kein Entkommen, keine Gnade.
Eine unendliche Geschichte.
Verzweiflung, stumme Schreie, Tränen.
Das Werk des Todes.

Und zurück bleiben die Verlassenen in Trauer, schauriger Erwartung und Angst,
wenn er wiederkommt um seine ewige Arbeit fortzusetzten.

~°~°~°~°~°~°~°~°~°~°~°~°~°~°~

Trotzdem,
Alles Liebe,
Mimi.

Freitag, 8. Juli 2011

Sternejäger

Jeden Tag zu später Stund
Geht der Sternejäger rund
Er sucht Sterne, groß und klein
Kaum gefunden, fängt er sie ein
Er braucht kein Netz - kaum zu glauben
Er fängt die Sterne mit seinen Augen
Sieht er sie an, mit seinem lieblichen Blick
Gibt es für sie kein Zurück
Gefangen in ihm, kann ich sie seh'n
In seinen Augen strahlen sie wunderschön
Der Sterne Glanz, ihre Pracht, ihr Licht
Wie er sie gefangen hält, verrät er nicht
Nie hören sie auf zu strahlen - ich seh sie so gerne
In seinen Augen die unzähligen Sterne

(Bild von hier)

Alles Liebe,
Mimi.

Dienstag, 5. Juli 2011

Küsse

Morgen Kinder wirds was geben, morgen werden wir uns freun'! Denn morgen ist der internationale Tag des Kusses. Und daher gibts jetzt ein, wie ich finde, sehr nettes Gedicht aus dem Büchlein "Nur Du" von Hans Kruppa.

Küsse

Wenn ich dich küsse,
dann tue ich dies nicht,
um dir zu sagen,
was für ein
wunderbarer Mensch du bist,
dass ich dich täglich sehen will
und ohne dich mein Leben
keinen Sinn mehr hätte.

Wenn ich dich küsse,
tue ich dies,
um dich zu küssen.
Denn deine Lippen
ziehen meine an.

Mehr weiß ich nicht.


Verliebt, und unwissend, was man denken soll, weiß man nur noch, dass geschehen muss, was geschieht, ohne eine Ahnung, warum, wieso, es muss einfach nur.. Das ist Leidenschaft. Und Freude am Küssen! :D

Alles Liebe,
Mimi.